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Ein Beitrag aus der

Landlust Zuhaus

Wissenswertes

Blickfang Schwedenrot

Elisabeth Wullkotte

Rot gestrichene Häuser erinnern an Urlaub und Unbeschwertheit. Der Farbton ist aber nicht nur ein Blickfang. Rötlicher Holzschutz aus Skandinavien schützt vor Witterung und Zerfall.

Die typischen roten Holzhäuser erinnern an Sommerferien, ans einfach Draußensein und die schwedische Landschaft mit Wäldern und Seen. Bis heute findet die Farbe dort Verwendung und auch in Deutschland entstehen rote Holzhäuser und Gartenprojekte nach schwedischem Vorbild.

Unterscheiden muss man beim Schwedenrot zwischen dem Farbton und der eigentlichen Farbart. Wenn bei uns von „Schwedenrot“ gesprochen wird, ist damit ein Farbspektrum zwischen Hellrot und Rotbraun gemeint. Die Bezeichnung ist ein deutscher Begriff und in Schweden nicht bekannt. Sie ist bei uns außerdem nicht geschützt und hat keine RAL-Nummer des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung. Jeder Hersteller kann „Schwedenrot“ deshalb für seine Produkte frei nutzen.

In Schweden gibt es zwei Rottöne mit Tradition. Der bräunlichere wird Falu Rödfärg genannt, kurz Faluröd, was so viel wie „rote Farbe aus Falun“ heißt. Älter und etwas heller als das heute bekannte Faluröd ist der Farbton Ljusröd, der je nach Farbart auch unter Stugröd verkauft wird.

Farbe der Wikinger

Rötlicher Holzschutz hat in Schweden schon seit der Zeit der Wikinger vor mehr als 1000 Jahren Tradition. Zu den ältesten Farbarten für Holz zählen Nadelholzteer, Schlamm- und Leinölfarbe. Diese Farbarten enthalten Eisenoxid, das wir als Rost kennen. Oxidpigmente absorbieren UV-Strahlung und schützen damit das Holz. Sie sind der Ursprung für den Farbton, den wir heute als Schwedenrot bezeichnen. Inzwischen gibt es den Farbton nicht nur bei den traditionellen schwedischen Farbarten, sondern zum Beispiel auch bei Acrylfarben.

Das dickflüssige Harz, das die Menschen aus alten Kiefern ausgebrannt haben, war lange die einzige bekannte Methode, um Holz nachhaltig zu schützen. Inzwischen wird Nadelholzteer als Mittel zum Holzschutz wieder deutlich beliebter. Denn das Produkt ist risshemmend, konservierend, wasserabweisend und macht das Holz sehr beständig.

Nadelholzteer ist weder eine Lasur noch eine Farbe, sondern ein dickes Öl, das langsam ins Holz einzieht und deshalb auch keinen Farbfilm hinterlässt. Der Teer muss deshalb ins Holz eingearbeitet werden. Eine Rolle oder ein Sprühsystem reichen für das Aufbringen nicht aus. Am besten geht das mit einer Holzbürste. Das Einziehen ins Holz kann dann mehrere Wochen bis Monate dauern. Währenddessen liegt häufig der typische Geruch nach angebranntem Holz in der Luft.

Nadelholzteere funktionieren nicht mit jedem Holz: Gut geeignet ist unbehandeltes, sägeraues Nadelholz von Kiefer, Fichte oder Tanne. Entscheidet man sich für Nadelholzteer, muss das Holz in den ersten zwei bis drei Jahren etwa dreimal behandelt werden. Danach reicht eine Auffrischung. Mit jedem Anstrich erhöht sich die Standzeit, je nach Untergrund, Grundierung und Witterung auf bis zu 20 Jahre.

Schlammfarbe aus der Mine

Die Faluner Schlammfarbe wurde erst vor etwa 400 Jahren bekannt – als Abfallprodukt einer Kupfermine im schwedischen Ort Falun. Im 17.Jahrhundert entdeckte man im bis dahin ungenutzten Abraum des Bergbaus Eisenoxid. Ausgewaschen, getrocknet und im Ofen gebrannt, entstand aus dem Material ein leuchtend rotes Pigment, das mit Wasser, Mehl und Leinöl gemischt, zur günstigen, haltbaren und damit sehr beliebten Fassadenfarbe in Schweden wurde. Der Bedarf war bald groß.

Schlammfarbe ist gegenüber anderen Holzschutzmitteln effektiv, kann allerdings nur auf unbehandeltes, sägeraues Holz gestrichen werden. Am besten eignet sich Fichtenholz. Die Farbe lässt sich leicht mit einem Pinsel verarbeiten. Sie wird im Alter nicht rissig und sie platzt nicht auf. Nach längerer Standzeit wittern Pigmente ab. Sie ist nicht abrieb- und waschfest.

Inhaltsstoffe, wie Kupfersalze und -verbindungen schützen vor Schädlingen und Pilzen, da sie für die Parasiten giftig sind. Bei einem Neuanstrich muss die alte Farbe vorher abgebürstet werden. Weil Schlammfarben Eisensulfat und Kupferoxid enthalten, die Haut und Atemwege reizen können, sollte man dabei allerdings Schutzkleidung tragen. Ein Anstrich reicht je nach Standort etwa für fünf bis acht Jahre.

Leinöl: Unkomplizierter Anstrich

Tradition hat in Schweden auch Wetterschutzfarbe auf Leinölbasis. Sie wird aus dem Öl der Flachspflanze und Pigmenten hergestellt. Das Leinöl dringt tief ins Holz ein und härtet durch den Kontakt mit der Luft immer mehr aus, konserviert und imprägniert. Leinölfarbe kann auf fast allen bereits bemalten Flächen aufgetragen werden.

Will man das Holz dauerhaft pflegen, muss man die alten Farbschichten aber erst entfernen. Die Farbe wird sehr dünn in drei Schichten aufbracht und benötigt zwischen jedem Anstrich etwa zwei Tage Trockenzeit. Anders als Nadelholzteer und Schlammfarbe kann sie auch in Innenräumen genutzt werden.

Neue Varianten

Schwedenrot wird heute von den meisten Farbenherstellern auch als Acrylfarbe oder Alkydfarbe angeboten. Acrylfarbe basiert auf Acrylat, ein Plastik auf Mineralölbasis. Alkydharz wird aus pflanzlichem Öl wie Leinöl, Sojaöl oder Fischöl hergestellt. Beide Farbarten sind für die meisten Hölzer außer harten Nadelhölzern geeignet. 

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