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Wissenswertes

Leiste um Leiste zur Rolllade

Von Ilka Märtens

Die meiste Zeit sind sie kaum sichtbar: Vor Blicken verborgen, wenn sie nicht gerade benötigt werden, kommen sie oft erst im Dunkeln zum Einsatz. Dabei bieten Rollläden großen Gestaltungsspielraum.

Rollläden aus Holz sind ein echter Klassiker. Die Tischlerei der Familie Bätker im münsterländischen Ochtrup stellt sie noch her. In dem Betrieb werden erst einmal aus dicken Brettern Leisten gesägt: Gängig sind 35 und 46 Millimeter Breite bei einer Materialstärke zwischen 9 und 14 Millimetern – die Länge wird durch die jeweilige Fensterbreite vorgegeben. Die Leisten werden nach dem Zuschnitt noch mal in Augenschein genommen, ob sich nicht doch schadhafte Stellen im Holz finden. Sind sie makellos, gibt eine computergesteuerte Hobelmaschine ihnen das gewünschte Profil.

Regionale Entwicklungen

„Alles, was es schon mal gegeben hat, können wir machen“, fasst Franz Bätker die Möglichkeiten seines modernen CNC-Hobels zusammen. Werden neue Profile entwickelt, muss erst vom Maschinenbauer ein passendes Hobelmesser angefertigt werden, aber auch das kam schon vor. Funktionelle Unterschiede zwischen den Profilen gebe es nicht, sagt der Rollladenbauer: Die Formen haben sich lediglich regional unterschiedlich entwickelt. Im Neubau ist die Wahl eines Leistenprofils reine Geschmackssache – einige sind schlichter, andere dekorativer. „Im Altbau oder Denkmal greift man dann auf das Bekannte zurück. Häufig findet man Holzrollläden noch bei Jugendstilvillen." Lange konnten sich nur Wohlhabende Rollläden leisten. Erst in den Nachkriegsjahren waren sie erschwinglicher und bald Baustandard. Dann kamen Kunststoffrollläden auf den Markt, wurden mit der Zeit immer günstiger und verdrängten schließlich ihr Vorbild aus Holz.

Die meisten Aufträge kommen jetzt über Altbausanierungen herein, erzählt Felix Bätker, bei denen 70 oder 80 Jahre alte Rollläden nicht mehr zu renovieren sind und erneuert werden sollen. Häufig werden gleichzeitig auch die Fenster ausgetauscht und die Rollläden passend gewählt. Dementsprechend werden sie über den jeweiligen Fensterbauer oder Schreiner bei Bätkers bestellt, nicht direkt vom Endkunden.

Letzte Vorbereitungen

Der arbeitsaufwendigste Schritt ist das Verketten der einzelnen Leisten zum sogenannten Rollladenpanzer, also einer zusammenhängenden Fläche. Dafür werden die Leisten zunächst auf einer Schlitzmaschine gleichzeitig präzise abgelängt und mit Schlitzen versehen, durch die später die Aufhängung geführt wird. Per Tauchbad wird dann erst noch ein Holzschutzmittel aufgebracht. Dieser sogenannte Bläueschutz macht den Rollladen widerstandsfähiger gegenüber Regen und Sonne und verhindert Pilzbefall. Mit Bürsten werden die einzelnen Leisten leicht angeschliffen, damit nachher die Farbe besser hält – das ist einfacher, als direkt vor dem Lackieren den ganzen Rollladenpanzer zu schleifen. Das Verketten erfolgt dann in Handarbeit und braucht einiges an Übung.

Schließlich erhält der Rollladen die gewünschte Farbe. Dazu wird er an einer Deckenschiene aufgehängt und mithilfe einer Hebebühne zweimal vollflächig besprüht. Wenn die Holzmaserung erhalten bleiben soll, werden dafür Lasuren gewählt. Durch unterschiedliche Brauntöne passt sich der Rollladen dann dem jeweiligen Holz des Fensters an. Darüber hinaus können Kunden die Rollläden auch deckend lackieren lassen und jeden beliebigen Farbton wählen: Je heller, desto wirksamer wird die Hitze im Sommer draußen gehalten. „Ein Holzrollladen geht nie in Serie“, sagt Franz Bätker, „sondern ist immer ein Unikat.“

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