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Ein Beitrag aus der

Landlust Zuhaus

Selbstgemacht

Rustikale Bauholzgarderobe

Von Jutta Wolbring

Zementreste, Farbkleckse und eingebrannte Namen – Spuren von der Baustelle machen gebrauchtes Bauholz aus. In unserem Beispiel wird eine rustikale Garderobe mit viel Stauraum gebaut, die dreckige Schuhe und schmutzige Kinderfinger verzeiht (Landlust Zuhaus Ausgabe 01/2018).

Aus Gerüstbohlen aus Tanne oder Fichte, die von Baustelle zu Baustelle wandern, auf denen Maurer, Anstreicher, Zimmerleute und Dachdecker arbeiten, wird eine Familiengarderobe. Wenn Bauunternehmen nach 10 bis 20 Jahren ihre alten Holzbohlen gegen neue austauschen, werden viele von ihnen inzwischen nicht ausrangiert, sondern zu Möbelunikaten weiterverarbeitet. In vielen Bereichen setzen Bauunternehmen allerdings inzwischen die deutlich leichteren Aluminiumgerüstbohlen ein. Dies führt dazu, dass gebrauchte Holzbohlen immer schwieriger zu finden sind. Wer auf der Suche nach gebrauchtem Bauholz ist, wird bei Bauunternehmen, Bauholzmöbelbauern oder auch im Internet fündig.

Planen und Sortieren

Ist das Bauholz organisiert, wird ein grober Plan der Familiengarderobe gezeichnet: mit Schuhregalen, Kleiderhaken, Schubladen und diversen Ablagefächern. Die verwendeten Bohlen sollten unbehandelt und nicht imprägniert sein. Um das Material möglichst effektiv zu verwerten und wenig Verschnitt zu haben, werden die verfügbaren Bretter nach Stärken und Längen bereits für die spätere Verwendung (Platz im Möbel) sortiert, denn meist kauft man eine Mischung verschiedenster Bretter. Bauholzbohlen sind bis zu 5 Meter lang. Sie werden in Breiten von 20 bis 30 cm und Stärken von 35 bis 50 mm angeboten. Die stärkeren Bretter eignen sich eher für den Möbelkorpus und die dünneren für die Regalböden, Türen und Schubladen. Auch Maserung und Gebrauchsspuren sind bei jeder Bohle anders. Für besonders schön gezeichnete Bretter kann man auch jetzt schon einen Platz im Möbel vorsehen.

Vorbereiten des Bauholzes

Als Nächstes steht die grobe Reinigung des Bauholzes von Nägeln, groben Betonresten und Eisen an. Dabei sollte jede Bohle genau betrachtet werden: Nägel sind oft abgebrochen oder stecken tief im Holz und stellen eine Gefahr für das Sägeblatt dar. Außerdem ist manchmal in die Bohlen hirnseitig ein sogenanntes Wellenbandeisen eingeschlagen. Dieses verhindert das Reißen und Spleißen des Holzes. Das sollte man ebenfalls entfernen. Für das grobe Reinigen genügt die leichte Bearbeitung mit einer Drahtbürste. Es sollten nur solche Verschmutzungen entfernt werden, die bei der Bearbeitung stören. Denn sonst entfernt man ja genau die Spuren, die man erhalten möchte. Zu starke Bearbeitung reißt außerdem die Oberfl äche auf und die schöne Patina des Bauholzes verschwindet. Farbreste, Brandstempel usw. sind für die weitere Verarbeitung kein Problem und können bleiben.

Leimen, bürsten, schleifen

Jetzt können die Bretter für ihre spätere Verwendung verleimt werden. Dazu die zusammenzuleimenden Bretter an deren Längsseiten mit der Kreissäge gerade abschneiden und mit Leim bestreichen. Wer sichergehen will, kann zusätzlich Holzdübel verwenden. Dann verziehen sich die Bretter weniger. Auch bei längeren Brettern sind zusätzliche Dübel zu empfehlen. Ist das Holz schon älter und vor allem trocken, kommt man auch ohne aus. Nach dem Leimen werden die Bretter mit Schraubzwingen oder Korpusspannern gerade eingespannt. Ist der Leim getrocknet, werden die Schraubzwingen wieder entfernt und die Bohlen weiter aufbereitet. Dafür eignen sich spezielle Holzstrukturbürsten aus Nylon für die Bohrmaschine oder per Hand. Das Bürsten muss immer in Maserungsrichtung erfolgen. Nur so viel bürsten, dass grober Dreck entfernt wirdund die schöne Maserung hervorgehoben wird. Danach wird geschliffen: Es genügt grobes Schleifpapier mit 40er- oder 60er-Körnung. Hier nur so viel schleifen, dass die Oberfläche ausreichend glatt wird, die schöne Patina aber erhalten bleibt. Schleifen und Bürsten kann auch im Wechsel erfolgen. Hier heißt es ausprobieren, wie das Holz reagiert und was gefällt.

Wenn aus Bauholz ein Möbel wird

Nach den umfassenden Vorarbeiten kann das Bauen losgehen! Die bearbeiteten Bohlen werden auf Länge zugeschnitten und können sichtbar verschraubt oder unsichtbar verleimt werden. Ob geschraubt oder geleimt wird, ist Geschmackssache. In unserem Beispiel wurde ausschließlich Leim verwendet. Nach Fertigstellung der Bretter in der Werkstatt baut man das Regal an Ort und Stelle Schritt für Schritt auf: Einzelne Regalelemente werden mit Dübeln und Leim aufgebaut und mit Schraubzwingen fixiert. Sobald der Leim getrocknet ist, wird das nächste Element angebaut. So wird das Regal Schritt für Schritt im Raum zusammengesetzt. Grundsätzlich ist es so auch für den Laien möglich, ein einfaches Regal aus Bauholz zu bauen.

Knifflige Bauelemente

Für die Besonderheiten der Familiengarderobe wie Rückwände, Schiebetüren und Schubladen ist die Unterstützung eines Fachmannes notwendig. Dafür wird spezielles Werkzeug und Fachwissen benötigt. Der Schreiner vor Ort kann hier weiterhelfen.In unserem Beispiel haben alle offenen Regalfächer Rückwände aus Bauholz bekommen. Für Mützen, Schals und Handschuhe sind Schubladen mit Bauholzfronten eingebaut. Zusätzlichen Stauraum bringen die Fächer unter der Zimmerdecke mit Regalböden und jeweils zwei Klapptüren. Die größte bauliche Herausforderung stellen zwei große Schiebetüren dar, mit denen sich die Garderobenfront schließen lässt.

Die Klapptüren für die oberen Regalfächer sind mit einfachen Scharnieren (Topfbändern) aus dem Baumarkt am Korpus befestigt. Für die Rückwände werden die Gerüstbohlen durchgeschnitten (Stärke 15mm), auf die passende Größe zugeschnitten und miteinander verleimt. Anschließend schraubt man die fertigen Rückwände von hinten an das Regal. Die Schubladenfächer und die Garderobe erhalten keine Rückwand. Damit die Garderobe auch für die Kinder erreichbar ist, wird ein zusätzliches Brett mit Haken an die Wand geschraubt. Darauf bieten fünf antike Kleiderhaken Platz für jede Menge Jacken und Taschen.

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