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Ein Beitrag aus der

Landlust Zuhaus

Baustoff

Natürlich Kalk

Von Micaela Buchholz

Kalk zählt mit Lehm zu den ältesten Baustoffen überhaupt. Als Putz oder Anstrich schafft er ein gesundes Wohnklima und hält Schimmel fern. Man kann auch Tadelakt oder Terrazzo damit herstellen.

Bauen mit dem, was die Natur vor Ort zu bieten hat. Das war bis ins 20. Jahrhundert normal. Die kurzen Transportwege sparten Zeit und Geld. Deswegen bestehen alte Häuser meist aus wenigen regionalen Baustoffen: Holz, Naturstein, Sand, Ton, Lehm oder Kalk. Letzterer sorgt als Putz und Anstrich für hygienische Verhältnisse. Dank seines hohen pH-Wertes hält er Schimmel sowie Bakterien fern. Kalk hat sich auf dem Land als des-infizierende Stallfarbe bewährt, aber ebenso als hochwertiger Anstrich in Wohnräumen.

Vielseitig und nützlich

Während Streichen oder Verputzen mit Lehm harmlos ist, muss man beim Werkeln mit Kalk Augen und Hände vor ätzenden Spritzern schützen. Dafür ist Kalk robuster als der wasserlösliche Lehm. Lehmgefache von Fachwerkfassaden wurden traditionell mit einem zweifachen Kalkputz und Kalkanstrich vor der Witterung geschützt. Auch in Innenräumen verleiht Kalkfarbe Lehmputzen mehr Festigkeit. Nebenbei ist Kalk fast genauso diffusionsoffen wie Lehm. Er nimmt also Feuchtigkeit auf und gibt sie zeitversetzt wieder ab. Der Putz wird daher idealerweise mit einer ebenso diffusionsoffenen Kalkfarbe gestrichen und nicht mit abdichtenden Tapeten oder Anstrichen. Das schafft ein angenehmes Wohnklima. Bleibt von der Kalkfarbe etwas übrig, lässt sie sich als Gartendünger verwerten.

Kalk ist aber nicht nur nützlich, sondern auch schön. Zum Beispiel in Form von Tadelakt. Mit der dekorativen Putztechnik, die hydraulischen Kalk als Bindemittel enthält, lassen sich glatte Oberflächen im Bad herstellen. Auch als Terrazzo hat sich Kalk seit den Römern bewährt. Die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von Kalk sind heute fast nur noch spezialisierten Maurern und Restauratoren bekannt.

„Früher hatte fast jedes ländliche Anwesen noch eine Kalkgrube, die den häuslichen Bedarf für Farbe und Putz gedeckt hat“, sagt Wolfgang Kenter, Restaurator für Putz und Stuck aus Brackenheim in Baden-Württemberg. In seinem Kalk-Laden kaufen nicht nur Kollegen ein, sondern auch Heimwerker, die sich für die guten Eigenschaften von Kalk interessieren. Gemeinsam finden sie heraus, welche Art von Kalkprodukt sich für den jeweiligen Zweck eignet. Manche wollen den Putz wie früher direkt auf der Baustelle mit Sand, Kalk und Wasser selbst ansetzen. Einige Restauratoren bieten Bauherren an, sie dabei anzuleiten und behalten im Auge, ob bei dem Projekt auch alles klappt, wie es sollte.

Einfache Putzsysteme

Weniger experimentierfreudigen Kalk-Enthusiasten empfiehlt sich für den Hausgebrauch ein ab Werk gemischtes und aufeinander abgestimmtes Putzmörtelsystem, wie es einige Naturkalk-Hersteller anbieten (z. B. Hessler, Haga, Gräfix, Otterbein). Eigentlich verbinden sich reiner Kalkputz sowie Kalkfarbe am besten mit offenporigen mineralischen Untergründen. Aber mit einem speziellen Haftbrücken-Putz (z. B. HP 14 von Hessler) hält Kalkputz innen fast auf jedem Untergrund, sogar auf Fliesen. Eine Lage Kalkfeinputz darüber genügt. Das Putzmörtelpulver muss nur nach Herstellerangaben in Wasser angerührt werden. Dann wird die Masse auf den angefeuchteten Untergrund aufgebracht und verteilt, etwa mit einem Spachtel. Ist der Putz noch feucht, aber druckfest, verreibt man ihn mit einem Brettchen zu einer geschlossenen Fläche. Damit der Putz nicht zu schnell aushärtet, hält man ihn feucht, etwa mit einem Drucksprüher. Kalk braucht Zeit, damit er so fest wird wie der Stein, der er mal war.

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